Riester-Rente: Wann sie sich wirklich lohnt

Die Riester-Rente steht oft in der Kritik. Doch für wen lohnt sie sich trotzdem? Eine ehrliche Analyse

Kaum ein Altersvorsorgeprodukt ist so umstritten wie die Riester-Rente. Während Befürworter die staatlichen Zulagen und Steuervorteile loben, kritisieren Gegner die hohen Kosten und niedrigen Renditen. Aber wann lohnt sich die Riester-Rente wirklich? Wir haben nachgerechnet und geben Ihnen eine ehrliche Einschätzung.

Was ist die Riester-Rente?

Die Riester-Rente wurde 2002 eingeführt, um die Kürzungen bei der gesetzlichen Rente auszugleichen. Riester-fähig sind vor allem Arbeitnehmer, Beamte und deren Ehepartner. Der Staat fördert das Riester-Sparen durch:

  • Grundzulage: 175 Euro pro Jahr
  • Kinderzulage: 185 Euro für vor 2008 geborene Kinder, 300 Euro für ab 2008 geborene Kinder
  • Berufseinsteiger-Bonus: Einmalig 200 Euro für unter 25-Jährige
  • Steuervorteile: Sonderausgabenabzug bis zu 2.100 Euro pro Jahr

Die Kritikpunkte im Detail

Hohe Kosten

Der größte Kritikpunkt sind die hohen Kosten vieler Riester-Produkte. Besonders klassische Rentenversicherungen haben oft Abschluss- und Verwaltungskosten von 15-25 Prozent der eingezahlten Beiträge. Diese Kosten schmälern die Rendite erheblich.

Niedrige Garantiezinsen

Aufgrund der Niedrigzinsphase liegen die Garantiezinsen bei nur noch 0,25 Prozent. Nach Abzug der Kosten bleibt oft nur eine minimale Grundrente übrig.

Komplexe Regeln

Die Riester-Rente hat viele Fallstricke: Wer zu wenig einzahlt, verliert Zulagen. Bei der Auszahlung sind die Renten voll steuerpflichtig, und das Kapital ist nicht vererbbar.

Wann lohnt sich die Riester-Rente trotzdem?

Trotz aller Kritik gibt es Situationen, in denen die Riester-Rente sinnvoll ist:

1. Familien mit Kindern

Für Familien kann sich die Riester-Rente durch die hohen Kinderzulagen lohnen.

Beispiel: Familie mit 2 Kindern (geboren ab 2008)

  • Mindestbeitrag: 4% des Vorjahresbruttoeinkommens (mindestens 60 Euro)
  • Bei 30.000 Euro Bruttoeinkommen: 1.200 Euro Eigenbeitrag pro Jahr
  • Staatliche Förderung: 175 Euro Grundzulage + 600 Euro Kinderzulagen = 775 Euro
  • Förderquote: 775 ÷ 1.200 = 64,6%

Eine Rendite von 64,6% im ersten Jahr durch staatliche Zuschüsse ist schwer zu schlagen!

2. Geringverdiener

Bei niedrigen Einkommen ist der Mindestbeitrag von 60 Euro pro Jahr oft ausreichend, um die volle Förderung zu erhalten.

Beispiel: Alleinstehende mit 15.000 Euro Bruttoeinkommen

  • Mindestbeitrag: 60 Euro pro Jahr
  • Staatliche Förderung: 175 Euro Grundzulage
  • Förderquote: 175 ÷ 60 = 291,7%

3. Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst

Beamte haben oft Zugang zu kostengünstigen Riester-Produkten ihrer Beamtenversorgung. Hier sind die Kosten deutlich niedriger als bei privaten Anbietern.

4. Als Ergänzung, nicht als Hauptbaustein

Die Riester-Rente sollte nie die einzige private Altersvorsorge sein. Als Ergänzung zu anderen Sparformen kann sie jedoch durchaus sinnvoll sein – besonders wenn die staatliche Förderung hoch ist.

Riester-Produkttypen im Vergleich

Klassische Rentenversicherung

  • Vorteil: Garantierte Beitragsrückzahlung
  • Nachteil: Sehr niedrige Renditen, hohe Kosten
  • Für wen: Sehr sicherheitsorientierte Sparer

Fondsgebundene Rentenversicherung

  • Vorteil: Höhere Renditechancen durch Aktienfonds
  • Nachteil: Schwankungen möglich, Kosten oft hoch
  • Für wen: Langfristige Sparer mit Risikobereitschaft

Riester-Fondssparplan

  • Vorteil: Niedrige Kosten, hohe Flexibilität
  • Nachteil: Keine Beitragsgarantie
  • Für wen: Kostenbewusste Anleger

Wohn-Riester

  • Vorteil: Förderung für Immobilienkauf
  • Nachteil: Komplexe Regeln, nachgelagerte Besteuerung
  • Für wen: Immobilienkäufer

Konkrete Rechenbeispiele

Beispiel 1: Familie mit 2 Kindern

Ausgangssituation:

  • Bruttoeinkommen: 40.000 Euro
  • 2 Kinder (geboren ab 2008)
  • Riester-Fondssparplan mit 1,5% Kosten

Jährliche Zahlung:

  • Eigenbeitrag: 1.425 Euro (4% von 40.000 Euro minus Zulagen)
  • Staatliche Förderung: 775 Euro
  • Gesamtbeitrag: 2.200 Euro

Nach 30 Jahren bei 5% Rendite:

  • Eingezahlt: 42.750 Euro
  • Staatliche Förderung: 23.250 Euro
  • Endkapital: ca. 145.000 Euro
  • Monatliche Rente: ca. 580 Euro

Beispiel 2: Alleinstehender Gutverdiener

Ausgangssituation:

  • Bruttoeinkommen: 60.000 Euro
  • Keine Kinder
  • Steuerersparnis: 35%

Jährliche Zahlung:

  • Eigenbeitrag: 2.100 Euro (Maximum)
  • Staatliche Förderung: 175 Euro
  • Steuerersparnis: ca. 735 Euro
  • Nettobelastung: ca. 1.190 Euro

Hier ist die Förderquote deutlich niedriger, ein ETF-Sparplan wäre oft rentabler.

Alternative Anlageformen im Vergleich

Um zu bewerten, ob sich die Riester-Rente lohnt, sollten Sie sie mit Alternativen vergleichen:

ETF-Sparplan

  • Niedrige Kosten (0,1-0,5% pro Jahr)
  • Historisch höhere Renditen (6-8% bei Aktien-ETFs)
  • Volle Flexibilität
  • Aber: Keine staatliche Förderung

Betriebliche Altersvorsorge

  • Steuer- und Sozialversicherungsersparnis
  • Oft Arbeitgeberzuschuss
  • Aber: Hohe Sozialabgaben bei der Rente

Checkliste: Lohnt sich Riester für mich?

Riester ist wahrscheinlich sinnvoll, wenn Sie:

  • Kinder haben (besonders ab 2008 geborene)
  • Ein niedriges bis mittleres Einkommen haben
  • Im öffentlichen Dienst arbeiten
  • Sehr sicherheitsorientiert sind
  • Die staatliche Förderung hoch ist (über 20% der Beiträge)

Riester ist wahrscheinlich nicht optimal, wenn Sie:

  • Kinderlos und gut verdienend sind
  • Maximale Rendite anstreben
  • Flexibilität wichtig finden
  • Das Geld vererben möchten
  • Die Förderquote unter 15% liegt

Tipps für Riester-Sparer

  1. Kostenvergleich: Achten Sie auf niedrige Kosten – jedes Prozent zählt
  2. Produktwahl: Riester-Fondssparpläne sind oft kostengünstiger als Versicherungen
  3. Zulagen sichern: Stellen Sie den Dauerzulagenantrag und überprüfen Sie jährlich die Beitragshöhe
  4. Flexibilität nutzen: Passen Sie die Beiträge bei Gehaltsänderungen an
  5. Alternativen prüfen: Vergleichen Sie Riester mit anderen Altersvorsorgeformen

Fazit: Riester kann sich lohnen – aber nicht für jeden

Die Riester-Rente ist weder der "große Betrug" noch das "Wundermittel" für die Altersvorsorge. Sie ist ein Werkzeug, das in bestimmten Situationen durchaus sinnvoll sein kann:

  • Für Familien mit Kindern kann die hohe staatliche Förderung die Nachteile überkompensieren
  • Geringverdiener profitieren überproportional von den Zulagen
  • Sicherheitsorientierte Sparer erhalten wenigstens eine Beitragsgarantie

Allerdings sollte Riester nie die einzige Altersvorsorge sein. Als Baustein einer diversifizierten Strategie kann sie durchaus ihren Platz haben – vorausgesetzt, Sie wählen ein kostengünstiges Produkt und die staatliche Förderung ist hoch genug.

Lassen Sie sich in jedem Fall individuell beraten und rechnen Sie verschiedene Szenarien durch. Nur so finden Sie heraus, ob die Riester-Rente für Ihre persönliche Situation geeignet ist.

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