Als Selbstständiger tragen Sie die volle Verantwortung für Ihre Altersvorsorge. Anders als Angestellte haben Sie weder Anspruch auf die gesetzliche Rente noch auf eine betriebliche Altersvorsorge. Das bedeutet aber auch: Sie haben maximale Flexibilität bei der Gestaltung Ihrer Altersvorsorge. Wir zeigen Ihnen, welche Optionen Sie haben und wie Sie das Beste aus Ihrer Situation machen.
Die Herausforderungen für Selbstständige
Bevor wir die Lösungen betrachten, sollten wir verstehen, welche besonderen Herausforderungen Selbstständige bei der Altersvorsorge haben:
Schwankende Einkommen
Selbstständige haben oft unregelmäßige Einkommen. Mal läuft das Geschäft gut, mal weniger gut. Das macht eine kontinuierliche Altersvorsorge schwierig.
Keine gesetzliche Rente
Die meisten Selbstständigen sind nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert. Das bedeutet: Ohne private Vorsorge droht Altersarmut.
Hohe Steuerbelastung
Selbstständige zahlen oft hohe Steuern. Umso wichtiger ist es, steueroptimierte Altersvorsorgeprodukte zu nutzen.
Liquiditätsbedarf
Für Investitionen oder schwierige Zeiten benötigen Selbstständige oft schnell verfügbares Kapital. Das steht im Konflikt mit langfristigen Altersvorsorgeprodukten.
Die Altersvorsorge-Optionen im Überblick
1. Rürup-Rente (Basisrente)
Die Rürup-Rente ist das Altersvorsorgeprodukt für Selbstständige. Sie wurde speziell für diese Zielgruppe entwickelt.
Vorteile der Rürup-Rente:
- Hohe Steuerersparnis: 2024 sind 100% der Beiträge bis 27.565 Euro steuerlich absetzbar
- Flexibilität: Beiträge können jährlich angepasst oder auch mal ausgesetzt werden
- Insolvenzschutz: Das angesparte Kapital ist vor Gläubigern geschützt
- Hartz-IV-sicher: Wird nicht auf Grundsicherung angerechnet
- Produktvielfalt: Von konservativ bis renditeorientiert
Nachteile:
- Nicht vererbbar (außer an Ehepartner/Kinder)
- Keine Kapitalauszahlung möglich
- Rente ist voll steuerpflichtig
Rechenbeispiel: Selbstständiger mit 60.000 Euro Gewinn, Steuersatz 35%
- Rürup-Beitrag: 20.000 Euro
- Steuerersparnis: 7.000 Euro
- Nettobelastung: 13.000 Euro
- Förderquote: 35%
2. Private Rentenversicherung
Die private Rentenversicherung bietet maximale Flexibilität, aber keine steuerlichen Vorteile während der Ansparphase.
Vorteile:
- Volle Flexibilität bei Beiträgen
- Kapitalwahlrecht bei Rentenbeginn
- Vererbbar
- Günstige Besteuerung der Rente (nur Ertragsanteil)
Ideal für:
- Selbstständige mit sehr schwankenden Einkommen
- Als Ergänzung zur Rürup-Rente
- Wenn Kapitalwahlrecht wichtig ist
3. Depot mit ETFs/Fonds
Ein Wertpapierdepot bietet die höchsten Renditechancen, aber auch die größten Risiken.
Vorteile:
- Historisch höchste Renditen (6-8% p.a. bei Aktien-ETFs)
- Niedrige Kosten (0,1-0,5% bei ETFs)
- Volle Flexibilität
- Günstige Abgeltungssteuer (26,375%)
Nachteile:
- Schwankungen und Verlustrisiko
- Erfordert Finanzwissen
- Keine Steuervorteile beim Sparen
4. Immobilien
Immobilien sind bei Selbstständigen besonders beliebt – zu Recht.
Vorteile:
- Inflationsschutz
- Mieteinnahmen im Alter
- Steuervorteile (Abschreibungen)
- Vererbbar
Nachteile:
- Hoher Kapitalbedarf
- Nicht diversifiziert
- Aufwand für Verwaltung
- Klumpenrisiko
5. Freiwillige gesetzliche Rentenversicherung
Selbstständige können sich freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung versichern.
Vorteile:
- Erwerbsminderungsrente inklusive
- Hinterbliebenenrente
- Inflationsschutz
- Staatliche Garantie
Nachteile:
- Niedrige Rendite (1-2% p.a.)
- Nicht vererbbar
- Politisches Risiko
Die optimale Strategie nach Einkommenssituation
Niedriges Einkommen (bis 30.000 Euro)
Prioritäten: Flexibilität und Liquidität
- Notgroschen aufbauen (3-6 Monatsausgaben)
- ETF-Sparplan: 10-15% des Einkommens
- Kleine Rürup-Rente für Steuervorteile
Mittleres Einkommen (30.000-60.000 Euro)
Strategie: Ausgewogene Mischung
- Rürup-Rente: 10.000-15.000 Euro jährlich
- ETF-Sparplan: 200-400 Euro monatlich
- Bei Bedarf: private Rentenversicherung
Hohes Einkommen (über 60.000 Euro)
Fokus: Steueroptimierung und Diversifikation
- Rürup-Rente bis zur Höchstgrenze
- Zusätzlich: ETF-Depot
- Immobilieninvestment prüfen
- Private Rentenversicherung als Ergänzung
Praktische Umsetzung: Der Rürup-ETF-Sparplan
Eine besonders attraktive Option für renditeorientierte Selbstständige ist die fondsgebundene Rürup-Rente mit ETFs.
So funktioniert's:
- Sie schließen eine fondsgebundene Rürup-Rente ab
- Das Geld wird in kostengünstige ETFs investiert
- Sie profitieren von Steuervorteilen UND hohen Renditechancen
- Kosten: Nur 0,5-1,5% pro Jahr
Beispielrechnung:
Selbstständiger, 35 Jahre, 15.000 Euro jährlich über 30 Jahre
- Steuerersparnis: ca. 90.000 Euro (bei 35% Steuersatz)
- Bei 6% Rendite: Endkapital ca. 950.000 Euro
- Monatliche Rente: ca. 3.800 Euro brutto
Häufige Fehler vermeiden
Fehler 1: Zu spät anfangen
Viele Selbstständige denken erst mit 45+ an die Altersvorsorge. Dabei ist Zeit der wichtigste Faktor für den Anlageerfolg.
Fehler 2: Alles auf eine Karte setzen
Ob nur Immobilien, nur ETFs oder nur Rürup – Diversifikation ist auch bei der Altersvorsorge wichtig.
Fehler 3: Zu konservativ anlegen
Aus Angst vor Verlusten setzen viele auf sehr sichere Anlagen. Bei 30+ Jahren Anlagehorizont verschenken Sie damit Rendite.
Fehler 4: Steuervorteile ignorieren
Selbstständige zahlen oft hohe Steuern. Die Rürup-Rente kann die Steuerlast erheblich reduzieren.
Fehler 5: Zu kompliziert denken
Einfache Lösungen sind oft die besten. Ein ETF-basierter Rürup-Vertrag plus ETF-Sparplan reicht für viele Selbstständige aus.
Checkliste: So gehen Sie vor
- Ist-Analyse: Wie viel Geld benötigen Sie im Alter?
- Zielsetzung: Welche monatliche Rente streben Sie an?
- Kassensturz: Wie viel können Sie monatlich/jährlich sparen?
- Steuersituation prüfen: Wie hoch ist Ihr Grenzsteuersatz?
- Risikotoleranz bestimmen: Wie viel Schwankung vertragen Sie?
- Produktauswahl: Welche Kombination passt zu Ihnen?
- Anbieter vergleichen: Kosten und Leistungen prüfen
- Regelmäßig überprüfen: Strategie an Lebenssituation anpassen
Sonderfall: Künstlersozialkasse
Künstler und Publizisten in der Künstlersozialkasse haben eine Besonderheit: Sie sind pflichtversichert in der gesetzlichen Rentenversicherung, zahlen aber nur den halben Beitrag.
Empfehlung für KSK-Versicherte:
- Gesetzliche Rente als Basis nutzen
- Mit Rürup-Rente ergänzen
- ETF-Sparplan für Flexibilität
Fazit: Früh starten, diversifizieren, durchhalten
Als Selbstständiger haben Sie bei der Altersvorsorge sowohl die größten Herausforderungen als auch die besten Chancen. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren:
- Früh anfangen: Jedes Jahr zählt
- Steuervorteile nutzen: Die Rürup-Rente ist oft ein Muss
- Auf Rendite setzen: ETFs bieten die besten langfristigen Chancen
- Diversifizieren: Nicht alles auf eine Karte setzen
- Flexibel bleiben: Strategie an Lebenssituation anpassen
- Durchhalten: Auch in schwierigen Zeiten weitersparen
Die optimale Strategie für die meisten Selbstständigen ist eine Kombination aus Rürup-Rente (für Steuervorteile), ETF-Sparplan (für Rendite) und nach Möglichkeit Immobilien (für Diversifikation).
Wichtig: Lassen Sie sich professionell beraten. Ein guter Berater kann Ihnen helfen, die für Ihre Situation optimale Strategie zu entwickeln und teure Fehler zu vermeiden.
Altersvorsorge-Strategie für Selbstständige
Wir entwickeln mit Ihnen eine maßgeschneiderte Altersvorsorge-Strategie, die zu Ihrer Selbstständigkeit passt.
Beratung für Selbstständige